Diese Mühle hat immer Wind unterm Flügel
Storkow. Beim Griff nach der Tüte Mehl denkt wohl kaum jemand von uns darüber nach, mit wie viel Mühe dieses Lebensmittel einst hergestellt werden musste. Gemeint sind jetzt nicht die Mahlsteine, die per Hand gedreht werden mussten, etwas neuzeitlicher darf es schon sein. Diese Bockwindmühle etwa ist ein technisches Wunderwerk. Gebaut fast komplett aus Holz verfügt sie über eine Besonderheit, die man gern unter der Rubrik menschengemachte Meisterleistung verbuchen darf. Nein, da brauchte es schon etwas mehr, um dieses Unikum in den Wind zu drehen. Dass das überhaupt möglich ist, beeindruckt ungemein. Schließlich ist das hier nicht Babajagas kleines Hexenhaus aus dem Märchen. Das hier ist ein Gebäude mit einer Gesamthöhe von 20 Metern und 50 Tonnen Gewicht. Die Konstruktion, die ein Drehen ermöglicht, ist fast vollständig aus Holz gearbeitet. Das Bockgerüst, daher kommt der Name Bockwindmühle, stabilisiert das Gebäude. Hier sieht man die Scheibe, oder den Sattel, mit dem eine Drehung möglich ist. Die wiederum erfolgte quasi in Handarbeit.
Auch Joachim Diedrich weiß, wie diese Mühle funktioniert. Der 78-Jährige ist der Nachfahre des letzten Müllers dieser Bockwindmühle. Sein Onkel Georg Diedrich zog noch mit Pferd und Wagen über die Dörfer, um seine Backwaren zu verkaufen. Begleitet von Joachim Diedrich, der als Kind in einer Zeit lebte, die wir heute entschleunigt nennen. Ein anderer Vorfahre von Joachim Diedrich, der Gottlieb Diedrich hieß, brachte die Mühle 1866 in Familienbesitz. Müller und/oder Bäcker – das waren die Berufe, die die Männer in der Familie Diedrich fortan ausübten. Erst Joachim Diedrich unterbrach diese Tradition, er wurde Zerspaner, aber da waren die Zeiten schon andere, inzwischen hatte sich die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Und die Bockwindmühle ging in LPG-Besitz über. Damit waren die guten Zeiten für dieses technische Meisterwerk erst mal vorbei. Mit der Mühle ging es bergab.
Es muss ein trauriger Anblick gewesen sein, den diese jetzt so schöne Bockwindmühle bot, nachdem sie jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben worden war. Das schreckte Menschen aus Storkow und Umgebung zum Glück nicht ab. Ein Verein wurde gegründet und die Mühle wieder aufgebaut. Heute kommen Bernhard Albrecht und seine Frau sogar extra aus Berlin, um sich um die Bockwindmühle zu kümmern, Freunde aus Storkow hatten das Ehepaar für die Arbeit im Mühlenverein Storkow e.V. gewinnen können.
Inzwischen hat sich wieder eine Mühlenbaustelle aufgetan: Die Flügelruten müssen unbedingt erneuert werden. Die Kosten dafür sind so hoch, dass eine Erneuerung so schnell nicht umsetzbar sein wird. Wer dem Verein dabei helfen möchte, kann dies gern tun. Wer Lust bekommen hat, die Bockwindmühle Storkow zu besichtigen, hat am deutschen Mühlentag, am Pfingstmontag Gelegenheit dazu.
bockwindmuehle-storkow.de